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Auf dieser Seite poste ich, Sibylle, Texte zu aktuellen Themen rund um Kinder, Entwicklung, Gesundheit, Stillen, Bindung und Schlaf. Ich berichte dabei von meiner beruflichen Erfahrung und recherchiere aktuelle Literatur. Die Inhalte stimmen nicht unbedingt 1:1 mit 1oo1kindernacht® überein und sind von meiner subjektiven Haltung geprägt.
29. Juni 2022
Frieden fängt im Kleinen an
Wenn mich jemand auf den Ukrainekrieg anspricht, dann sage ich immer, dass ich keine Meinung dazu habe. Damit meine ich nicht, dass es mich nichts angeht oder mir egal ist, sondern, dass ich nach zwei Jahren Coronakrise und gesellschaftlicher Spaltung überhaupt kein Bedürfnis verspüre, mich nun in einem nächsten, für mich völlig undurchschaubaren Konflikthema zu positionieren. Ich kann weder sagen, dass ich für die Ukraine und somit gegen Russland bin, noch umgekehrt. Ich bin ganz einfach für den Frieden. Es ist für mich absolut unverständlich, dass Politiker im 21. Jahrhundert nicht in der Lage sind, einen Konflikt ohne Waffen und stattdessen mit Verhandlungen zu lösen. Aber alle Politiker waren letztendlich auch mal Kinder und haben durch ihr Umfeld gelernt, wie sie mit anderen umgehen, sich streiten oder sich versöhnen können. Und genau hier scheint mir der Grundstein für jede Art von Friedensbewegung verborgen zu sein: In der Kindheit.
Als Eltern gestalten wir die Chance, ob die Menschheit in Zukunft in Frieden leben wird, massgeblich mit. Und dies geschieht meiner Meinung nach in drei wesentlichen Punkten, nämlich durch
- das Erfüllen der kindlichen Bedürfnisse,
- das Annehmen aller Emotionen des Kindes
- und durch das Vorleben im Umgang mit Konflikten.
Diese drei Punkte möchte ich nun hier erläutern.
Das Erfüllen der kindlichen Bedürfnisse
Der liebevolle und feinfühlige Umgang einer Bindungsperson (Mutter, Vater und andere) mit einem Baby oder Kleinkind stärkt bei diesem den Aufbau des gesunden Selbst- und Urvertrauens und einer sogenannt sicheren Bindung. Konkret bedeutet das, dass jedes Mal, wenn ich mich meinem Kind zuwende, es im Arm halte, es zärtlich berühre, es stille oder bei mir im Körperkontakt schlafen lasse, erfülle ich sein Bedürfnis nach Sicher- und Geborgenheit, nach Schutz, Nähe und Liebe. Mein Verhalten fördert sein Wohlbefinden und führt dazu, dass es einerseits Vertrauen in mich und somit seine gesamte Umwelt, aber auch in sich selbst entwickelt - denn wenn andere sich uns zuwenden und auf unsere Bedürfnisse eingehen, fühlen wir uns geliebt und wichtig. Ein Kind verinnerlicht jede positive Erfahrung (leider auch die negativen) und wird besonders bei häufiger Wiederholung später selbst in der Lage sein, sich anderen gegenüber rücksichtsvoll und sozial zu verhalten. Das heißt, Kinder, die viel Liebe erfahren, werden höchstwahrscheinlich zu liebevollen Erwachsenen, während umgekehrt bei den meisten gewalttätigen Erwachsenen Vernachlässigung oder Gewalterfahrungen in der Kindheit zu finden sind.
So schreibt Hans-Joachim Maaz (Psychiater und Psychoanalytiker) in seinem Buch «Die narzisstische Gesellschaft» (dtv-Verlag, 2014) davon, dass fehlende Liebe und Bedürfniserfüllung in der Kindheit zu einem Mangel an Selbstliebe und einem ungesunden Narzissmus führen kann. «Ein gesunder Narzissmus ist die Grundlage für erlebten Selbstwert und gelebtes Selbstvertrauen. Die empfundene Selbstliebe ist das Ergebnis durch Zuwendung, Einfühlung, Bestätigung und Befriedigung individueller Bedürfnisse erfahrener Liebe. Selbstliebe ist also in ihrem Ursprung durch Fremdliebe abhängig. Das Kind braucht Eltern, die in der Lage sind, gemessen an den Bedürfnissen des Kindes, ausreichend Zeit für das Kind aufzubringen, sich in die Bedürfniswelt des Kindes einzufühlen und angemessen erfüllend und befriedigend auf die Äusserungen des Kindes zu antworten.» (S.13) Im Gegensatz dazu gründet der pathologische Narzissmus in mangelnder Selbstliebe und einem niedrigen Selbstwertgefühl, das dann – ein Leben lang – durch äussere Anerkennung, Leistungssucht und Machtstreben kompensiert werden muss. Somit erstaunt es laut Maaz keineswegs, dass gerade in den oberen politischen Ämtern viele Menschen mit einem sogenannt narzisstischen Defizit zu finden sind. «Zur Politik ist heute (und war vielleicht schon immer) nur derjenige geschaffen, der wegen des persönlichen narzisstischen Makels etwas Grosses leisten und Bedeutendes darstellen muss. Das Wichtigste ist der augenblickliche, das heisst auch lediglich für Augenblicke erreichbare Erfolg. Spätfolgen von Entscheidungen und bedenkliche Zukunftsvisionen dürfen keine Rolle spielen. Einen entscheidenden Beitrag dazu leistet die gestörte, gering entwickelte Empathie bei narzisstischen Störungen. Wer das wirkliche Mitfühlen mit anderen und ein emotional getöntes Bild von der Zukunft nicht kennt, dem fällt es auch nicht schwer, irgendwelche Entscheidungen zu treffen, deren mögliche Folgen emotional distanziert bleiben». (S. 190) Je höher man bei der politischen Hierarchie hinaufgelangt, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, Menschen mit pathologischen Narizissmustendenzen anzutreffen und folglich je kleiner das Bemühen, dem Gegenüber auf menschliche und konstruktive Weise zu begegnen.
Die Grundlage für Konflikte oder Krieg ist immer Unzufriedenheit und inneres Ungleichgewicht. Dies fördert Empfindungen wie Hass, Neid und Rachelust. Umgekehrt scheint Glück ein Schutzfaktor für Gewalt zu sein. Wenn es mir gut geht, ich mich wohl fühle und mit meinem Leben zufrieden bin, habe ich kein Bedürfnis, anderen zu schaden. Sollte ich von anderen angegriffen werden, laufe ich in einem glücklichen Zustand viel weniger Gefahr, blind zurückzuschlagen, sondern werde vermutlich erstmal versuchen, friedliche Lösungen zu finden. Wenn Kinder von ihren Eltern darin unterstützt werden, glücklich zu sein, ist das Zusammenleben mit ihnen auch viel angenehmer.
Glück wird aber oftmals falsch verstanden, nämlich als Zustand der ausschliesslichen Freude und guten Laune. Glück beinhaltet für mich vielmehr die Integration aller Anteile meines Seins, sowohl die Licht- als auch die Schattenseiten. Wer Wut, Trauer oder Angst am liebsten unter Verschluss halten möchte, wird vermutlich nicht wirklich lebendig sein können und ist zu sehr damit beschäftigt, den Deckel auf dem Gefäss mit den unliebsamen Emotionen zuzuhalten. Lasse ich jedoch alle Gefühle zu und nehme sie einfach an, fühle ich mich nicht länger von ihnen bedroht und kann viel entspannter sein.
Das Annehmen aller Emotionen des Kindes
Viele Eltern sind heute zum Glück sehr bindungsorientiert. Das heißt, sie geben sich grösste Mühe, eine sichere Bindung zu ihrem Kind aufzubauen, indem sie es stillen, tragen, bei sich schlafen und bewusst nicht schreien lassen.
Diesen Trend begrüsse ich sehr und ich behaupte, dass heutige Eltern ihr Elternsein viel erfüllter und bewusster erleben als die früheren Generationen. Sie sind zunehmend in der Lage, mit ihrem Kind wirklich in Beziehung zu treten und es nicht einfach nach ihren Vorstellungen formen zu wollen. Sie haben erkannt, dass Kinder, deren Bedürfnisse zuverlässig erfüllt werden, nicht etwa verwöhnt sind (wie man ihnen teilweise immer noch einzureden versucht), sondern zu ausgeglichenen und zufriedenen Menschen heranwachsen, mit denen ein gemeinsames Leben viel Freude und Wachstumschancen bietet. Mit dem Zulassen von unangenehmen Emotionen haben hingegen oft gerade sehr liebevolle Eltern eher Mühe. Es ist nicht so, dass sie ein «braves» Kind haben wollen, aber dass ein trauriges, ängstliches oder wütendes Kind die Befürchtung weckt, sie hätten als Eltern etwas falsch gemacht. Um sich also selbst gut und bestätigt zu fühlen, werden beim Kind nur die positiven Gefühlsäusserungen zugelassen. Die Negativen werden wenn möglich umgangen, indem das Kind zum Beispiel vom Weinen abgehalten oder jedes Mal abgelenkt wird, wenn es unzufrieden ist.
Ich denke, das Zulassen der unangenehmen Emotionen ist gleichzeitig die grösste Herausforderung als auch die grösste Chance für eine Familie. Denn weder Wut, Trauer noch Angst verschwinden einfach, indem wir sie ignorieren. Gerade Aggressionen verstärken sich oftmals, wenn sie unterdrückt werden. Während wir Erwachsene durchaus in der Lage sind, angemessene Ventile für unsere Wut zu finden (zum Beispiel Joggen zu gehen), ist ein kleines Kind noch nicht in der Lage, so selbstreflektiert zu handeln. Es lässt seine Emotionen entweder ungefiltert heraus oder aber unterdrückt sie. Letzteres erachte ich als eine ungesunde und langfristig nicht sinnvolle Strategie.
Was können Eltern also tun? Angenommen ein kleines Kind ist wütend, weil etwas nicht so läuft, wie es das gerne hätte. Nun können die Eltern entweder auch wütend werden und sagen: «Nimm Dich mal zusammen und tu nicht so blöd!» Sie könnten sogar noch weitergehen und das Kind, das vielleicht in der Wut zugeschlagen hat, zurückschlagen. Diese Taktik finde ich höchst problematisch (und erinnert nebenbei gesagt an die aktuelle politische Lage). Das Kind hört dabei zwei Botschaften: «Mama und Papa sind wütend auf mich. Das heißt, dass meine Emotionen und mein Verhalten schlecht sind.» Dadurch fühlt sich das Kind vermutlich noch schlechter und ist vielleicht noch wütender.
Die Eltern könnten auch einfach den Fernseher anschalten und ein Tafel Schokolade holen, um die Stimmung des Kindes zu beeinflussen. Gut möglich, dass das klappt und das Kind sofort zufrieden ist. Nun wurde es in seinem Zustand jedoch überhaupt nicht ernst genommen und lernt auch nicht, wie es sich ein nächstes Mal anders verhalten könnte. Vielleicht wird es in Folge sogar noch öfters wütend, um wirklich gesehen zu werden oder um die angenehme Reaktion der Eltern zu bewirken.
Ich plädiere für eine dritte Version: Die Eltern schimpfen nicht mit dem Kind und lenken es auch nicht ab. Sie setzen sich vielmehr mit ihm hin, nehmen es – wenn es das möchte – liebevoll in den Arm und vermitteln ihm ruhig, dass sie es in seinem Schmerz (den es nämlich empfindet) sehen können. Das reicht. Die Botschaft, die beim Kind ankommt ist: «Mama und Papa nehmen mich und meine Gefühle wahr, genauso wie sie sind. Offenbar bin ich gut, wie ich bin und es ist in Ordnung, dass ich solche Gefühle habe.» Dadurch – und das scheint vielen Eltern anfangs unlogisch sein – kann sich das Kind beruhigen und wird in Zukunft immer besser mit unangenehmen Emotionen umgehen können. Diese Reaktion auf das Kind ist für mich Elternsein auf höchstem Niveau und zugleich gelebte Friedensarbeit. Ich behaupte nicht, dass dieser Weg einfach und immer umsetzbar ist, aber wenn Eltern anfangen, ihrem Kind immer öfters Raum und Verständnis für die ganze Palette seiner Gefühlswelt zu bieten, werden sie so positiv überrascht sein vom Ergebnis, dass sie die anderen beiden Optionen nicht länger als sinnvolle oder erfüllende Strategien erachten.
Foto: www.pexels.com
Das Vorleben im Umgang mit Konflikten
Nun gibt es noch einen dritten Punkt und der hängt auch eng damit zusammen, wie viel «inneren Frieden» es in uns selbst gibt. Eltern können vermutlich noch so liebevoll mit ihrem Kind umgehen und es in jedem seiner Zustände bedingungslos annehmen – sie müssen ihm auch ein friedliches Zusammensein vorzuleben. Das heißt, wenn die Eltern heftig streiten, sich anschreien oder sich noch schlimmer gewaltsam begegnen, wenn sie ständig aneinander herumnörgeln, respekt- und lieblos zu einander sind, laufen sie Gefahr, dass ihr Kind in späteren Beziehungen ihr Verhalten kopieren wird. So betonte auch der Schweizer Kinderarzt Prof. Remo Largo, dass der Nachahmungseffekt, den wir bei unseren Kindern erzielen, viel mehr Gewicht hat als jede «Erziehung».
Es fängt also bei uns Eltern an. Wie reden wir miteinander? Nehmen wir uns gegenseitig in unseren Bedürfnissen, Wünschen, Sorgen und Ängsten wahr? Hören wir einander zu und gehen wir aufeinander ein? Schaffen wir es bei Streit konstruktiv und wertschätzend zu bleiben und uns auch wieder (am besten vor den Augen des Kindes) zu versöhnen? Damit uns das gelingt, müssen wir aber noch einen Schritt weitergehen: Ehrliche und friedliche Kommunikation mit unseren Nächsten ist nur möglich, wenn wir mit uns selbst friedlich kommunizieren. Wem dieser Aspekt nicht bewusst ist, dem empfehle ich, mal eine Woche lang auf den inneren Dialog zu achten. Die meisten Menschen werden schockiert sein, wie gemein wir mit uns selbst umgehen: «Ich bin nicht attraktiv genug! Ich habe das schon wieder falsch gemacht! Die anderen sind besser, klüger, schlanker, erfolgreicher... als ich! Ich werde es nie schaffen etc...»
Es braucht einiges an Selbstdisziplin, Zeit, Stille und Geduld, sich dieser inneren Gesprächskultur bewusst zu werden und den Kritiker, Pessimisten und Nörgler in uns verstummen zu lassen. Wenn wir aber anfangen, liebevoll mit uns selbst umzugehen, uns Fehler zu verzeihen und uns so anzunehmen wie wir sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass wir im Frieden mit unserem Partner / unserer Partnerin leben und unseren Kindern den Weg zu einem friedlichen Miteinander bahnen können.
©Sibylle Lüpold
10. Juni 2022
Wie viele kritische Stimmen braucht es denn noch, bis wir endlich aufhören, alle Kinder gegen Covid19 impfen zu wollen?
Zahlreiche Ärzte, Anwälte und andere Experten aus der ganzen Welt setzen sich bei Wir zeigen unser Gesicht dafür ein, dass Kinder nicht gegen Covid19 geimpft werden. In einer Videobotschaft wenden sie sich besorgt an die Gesellschaft und erklären ihre gut begründeten Befürchtungen. Die Tatsache, dass es bei geimpften Kindern zu schweren Nebenwirkungen bis hin zu Todesfällen gekommen ist, hätte längst dazu führen müssen, dass man die Impfkampagne bei Kindern sofort stoppt. Stattdessen fordern Politiker das Impfen von Kindern zu intensivieren und es werden sogar immer jüngere Kinder zur Impfung zugelassen. In den USA hat Biontech den Antrag auf Notzulassung des Impfstoffs für Babys ab sechs Monaten beantragt: www.derstandard.de
Aus meiner Sicht ist es absolut unverantwortlich und unverständlich, dass wir unsere Kinder einem unnötigen Risiko aussetzen! Und dies bevor die Langzeitenfolgen dieser "Impfung", die weder die Kinder davor schützt, an Covid zu erkranken noch eine Verbreitung des Virus verhindert, erforscht sind.
©Sibylle Lüpold
14. Dezember 2021
Das gestohlene Immuntraining
In einem Interview beleuchtet die Psychologin und Psychotherapeutin Prof. Dr. Boglarka Hadinger die Situation der letzten Monate für Kinder ausführlich und kritisch. So erklärt sie, dass das notwendige Training des Immunsystems von Kindern durch Masken und Distanz nicht stattfinden kann. «Die Körpernähe von Kindern zu anderen Menschen ist die Voraussetzung für die Entwicklung eines funktionierenden Immunsystems. Wo das nicht stattfindet, werden Kinder durch bislang harmlose Krankheitserreger immer schwerer krank. (...)
«Steriles Prinzessinensyndrom» nannten Ärzte früher das Phänomen, das mildeste Infektionen in eine tödliche Falle verwandelte. Durch das Maskentragen von Kindern und ihrer Kontaktpersonen, durch das Begegnungsverbot und durch das Abstandhalten, entfernen wir eineinhalb Jahre Immunentwicklung aus dem Leben junger Menschen. Einundhalb Jahre Immunreduktion, das sind bei einem zehnjährigen Kind fünfzehn Prozent seines bisherigen Lebens. Bei einem Kleinkind bedeuten eineinhalb Jahre Abstandhalten, Kontaktreduktion und Maskierung von Kontaktpersonen eine Immunreduktion über das gesamte Leben.»
Prof. Dr. Boglarka Hadinger gibt viele wertvolle Denkanstösse, was Familien und Gesellschaft tun können, um die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder zu schützen.
Das ganze Interview findet sich hier: www.aerztefueraufklaerung.de
©Sibylle Lüpold
29. November 2021
Mein Körper gehört mir
Vor fast zehn Jahren habe ich mich dem Thema «Stillzwang» gewidmet und meine Erkenntnisse dazu im Buch Stillen ohne Zwang veröffentlicht.
Damals wurde in der westlichen Gesellschaft ziemlich emotional darüber diskutiert, ob Stillberaterinnen (wie ich) Mütter zum Stillen ihrer Kinder «zwingen». Es ging natürlich nicht um einen realen Zwang, bei dem Menschen unter Androhung von Strafe oder Gewalt zu etwas genötigt werden. Vielmehr ging es um die Frage, ob auf subtile emotionale Weise Druck auf Mütter ausgeübt wird, indem die Stillförderung Stillen als «das Beste für das Kind» definierte.
Meine Auseinandersetzung mit dem «Phänomen Stillzwang» im Rahmen der Entstehung meines Buches war für mich sehr bereichernd: «Während ich zuerst versuchte, die Stillförderung zu verteidigen und aufzuzeigen, dass es keinen Stillzwang gibt, änderte ich im Verlauf meiner Recherchen und Gespräche mit betroffenen Müttern meine Haltung. Ich verstand, dass ich vielen Müttern bei ihren Schwierigkeiten nicht helfen konnte, solange ich davon ausging, dass Stillen der einzig richtige Weg und das Überwinden von Stillproblemen reine Willenssache ist. Zu stillen oder nicht zu stillen ist oft keine bewusste Entscheidung, sondern vielmehr eine Frage der Persönlichkeit, der Rahmenbedingungen und Ressourcen.
Dass heute im Westen darüber diskutiert wird, ob Mütter unter einem Stillzwang leiden, ist ein Beweis für unsere privilegierte Lebensweise – eine Luxusfrage. Die menschliche Erfolgsgeschichte war nur dank der Laktation möglich. Bis ein brauchbarer Ersatz, die künstliche Säuglingsmilch, zur Verfügung stand, war es beinahe unmöglich, ein ungestilltes Kind gesund aufwachsen zu lassen. Dieser Zustand ist in Entwicklungsländern heute noch Realität: Wo kein Zugang zu sauberem Trinkwasser vorhanden ist, entscheidet Stillen nach wie vor über Leben und Tod. Denn das Anrühren von Pulvermilch mit verseuchtem Wasser führt bei Babys meist unweigerlich zu tödlichen Durchfallerkrankungen. Aber auch in den Industrienationen ist der gesundheitliche Nutzen einer Ernährung mit Muttermilch nicht mehr von der Hand zu weisen.
Bei der Diskussion um den Stillzwang geht es jedoch nicht nur ums Stillen als optimale Ernährungsform eines Kindes, sondern auch um die Mutterliebe. Müttern, die nicht stillen, wird indirekt unterstellt, sie würden ihr Kind nicht genügend lieben, da sie ihm doch die aus menschlicher und wissenschaftlicher Sicht beste Grundlage für eine gesunde Entwicklung vorenthalten. In den westlichen Gesellschaften muss eine Mutter, die ihr Baby nicht stillt, dieses deswegen nicht weggeben und auch nicht dessen Tod befürchten. Doch sie muss sich den eigenen und gesellschaftlichen Erwartungen stellen und sich für ihre Entscheidung oft rechtfertigen.» schrieb ich.
Glücklicherweise begleiten die meisten Stillberaterinnen Mütter heute sehr einfühlsam und sind sich bewusst, dass Stillen nicht mit Druck gefördert werden kann. Auch wenn ich persönlich von den Vorteilen des Stillens für Mutter und Kind überzeugt bin, vertrete ich die Ansicht, dass jede Mutter selbstbestimmt entscheiden soll, ob und vor allem auch wie lange sie ihr Kind stillt.
«Mein Körper gehört mir» ist ein Recht, das jede Mutter, ohne sich erklären zu müssen, für sich beanspruchen darf.
In einem ganz anderen Zusammenhang werden unter dem Motto «Mein Körper gehört mir» Präventionsprogramme für Kinder angeboten, mit dem Ziel, sie vor sexuellem Missbrauch zu schützen.
Das kollektive Bewusstsein dafür, die eigene körperliche Integrität zu schützen und klare Grenzen zu setzen, ist in den letzten Jahren unter anderem auch mit der #METOO-Bewegung gewachsen. So gilt:
Die körperliche Unversehrtheit ist ein menschliches Grundrecht.
In der aktuellen Situation mit der Covid19-Impfung scheinen wir diesbezüglich einen bedenklichen Rückschritt zu machen. Nun wird ernsthaft darüber diskutiert, ob der Staat entscheiden darf, was mit dem eigenen Körper passiert und ob eine Impfpflicht vertretbar ist. Jeder, der das möchte, soll sich selbstverständlich mit der Impfung schützen können. Aber sich impfen zu müssen (mit Inkaufnahme der bereits bekannten Nebenwirkungen), um andere zu schützen (wobei hier zu beachten ist, dass sich der vermeintliche Schutz als immer unzureichender erweist), erscheint mir höchst fragwürdig zu sein.
Verglichen mit der Diskussion um den «Stillzwang» ist das geradezu absurd. Denn wer einen Impfzwang befürwortet, müsste auch den Stillzwang gutheissen. Stillen als höchst wirkungsvolle Gesundheitsprävention (und das ohne Nebenwirkungen!) wurde durch hunderte von wissenschaftlichen Studien belegt. Oder umgekehrt ausgedrückt: Nicht-Stillen führt jedes Jahr zu zahlreichen Todesfällen bei Kindern und zu einer massiven Belastung des Gesundheitswesens. So hat eine Studie gezeigt, dass weltweit 595'379 Todesfälle bei Kindern darauf zurückzuführen sind, dass sie nicht gestillt werden. Ausserdem wird geschätzt, dass jährlich 974'956 Fälle von Übergewicht bei Kindern darauf zurückzuführen sind, dass sie nicht gemäß den Empfehlungen gestillt werden. Bei Frauen könnte das Stillen jedes Jahr schätzungsweise 98'243 Todesfälle durch Brust- und Eierstockkrebs sowie Typ-II-Diabetes verhindern. Dieses Ausmass an vermeidbarer Morbidität und Mortalität führt weltweit zu Behandlungskosten von 1,1 Milliarden US-Dollar pro Jahr im Gesundheitssystem. Unter Berücksichtigung aller Kosten werden die weltweiten wirtschaftlichen Verluste durch Nicht-Stillen auf 341,3 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Im Still-Lexikon steht: «In Deutschland und den meisten europäischen Ländern ist die Säuglingssterblichkeit dank guten hygienischen Bedingungen und medizinischer Versorgung sehr gering. In Entwicklungs- und Schwellenländern macht sich Stillen jedoch deutlich bemerkbar. In diesen Ländern haben nicht gestillte Babys im ersten Halbjahr das 14-fache Risiko zu sterben als vollgestillte und das 3-fache Risiko als teilgestillte Babys. (...)
Auch in westlichen Ländern haben Babys ein höheres Sterberisiko, wenn sie nicht gestillt werden. Stillen vermindert das Risiko, am plötzlichen Kindstod, an nekrotisierender Enterokolitis, Leukämie und Atemwegsinfektionen zu sterben.»
Wenn Menschen zum Impfen gezwungen werden sollen, dann müssten wir konsequenterweise alle Mütter zum Stillen ihrer Kinder verpflichten. Und wir müssten unter anderem auch gesundheitsschädigendes oder gefährliches Verhalten wie Rauchen, Fleischessen und Autofahren verbieten. Warum - abgesehen von zentralen ethischen Aspekten - tun wir das nicht? Vermutlich weil niemand mit Stillen und einer gesunden Lebensweise Geld verdienen kann.
Natürlich bin ich dagegen, irgendjemanden zu irgendetwas zu zwingen, egal, wie viele Studien die Vorteile davon belegen. Unter Zwang «gesund» zu sein, vor allem dann, wenn weder Nutzen noch Nebenwirkungen der Massnahmen überzeugend erwiesen resp. widerlegt werden können, kann niemals eine gute Lösung sein.
©Sibylle Lüpold (Foto: www.pexels.com)
21. Oktober 2021
Die Hauptrolle spielt unser Immunsystem
In einer Zeit, in der sich fast alles nur noch um ein scheinbar unkontrollierbares Virus und dessen Auswirkungen auf unsere Lebensweise dreht, vergessen wir nur allzu leicht, dass wir unsere Gesundheit aktiv und selbstwirksam beeinflussen können.
Univ. Prof. Dr. Dr. Christian Schubert erforscht seit 25 Jahren die Wechselwirkungen zwischen Psyche, Gehirn und Immunsystem, die sogenannte Psychoneuroimmunologie. Er geht Fragen nach wie: Was macht uns krank? Was stärkt und heilt uns? «Die Medizin konzentriert sich rein auf den Körper. Doch das ist nicht genug. Denn so wie Muskeln, Sehnen und Wirbel miteinander verbunden sind, so sind auch Körper und Seele als eine Einheit zu betrachten. Mich interessiert der Mensch als Ganzes. In all seinen Eigenheiten. Und ich weiß, dass genau hier der Schlüssel zu einer besseren, individuelleren und erfolgreicheren Medizin liegt.» schreibt Prof. Schubert auf seiner Homepage www.christian-schubert.at
©Sibylle Lüpold
2. Oktober 2021
Covid19: Auswirkungen auf den Schlaf
Die Corona-Pandemie hat in vielfacher Weise Auswirkungen auf die Familien und deren physischen und psychischen Gesundheitszustand. Dies wiederum wirkt sich auf die Schlafqualität von Eltern und Kindern aus.
Vermehrte Schlafprobleme in den Familien. Wir stellen fest, dass viele Eltern massiv verunsichert sind bezüglich der Situation, in der sich ihre Kinder aktuell befinden. Zahlreiche Ängste und Sorgen führen zu grosser Anspannung in den Familien – so erstaunt es nicht, dass Schlafprobleme zugenommen haben. Weiterlesen
©Sibylle Lüpold |
11. September 2021 Bitte mehr Toleranz! Von der Distanz zum Dialog Mit Besorgnis stelle ich fest, dass sich unsere Gesellschaft bezüglich der Corona-Situation und Impffrage zunehmend spaltet und sich die Fronten verhärten. Die Bereiche des öffentlichen Lebens werden nach in nach in verschiedene Zonen aufgeteilt, wo teilweise nur noch Geimpfte oder Genesene zugelassen sind. Aber auch innerhalb von Familien und unter Freunden kommt es immer häufiger zu Spaltungen, weil die gegenseitige Toleranz fehlt. Darunter leiden dann vor allem auch die Kinder, die diesen Konflikten hilflos ausgesetzt sind. Weiterlesen ©Sibylle Lüpold |
19. Februar 2021 Liebende Eltern Wie Paare im Sturm des Elternseins verbunden bleiben Wenn ein Paar ein Kind bekommt, verändert sich die Beziehung und beide müssen grosse Herausforderungen meistern. Einige Paare wachsen daran – andere zerbrechen. Der Alltag mit einem oder mehreren kleinen Kindern ist zumindest bei fehlender Unterstützung oder durch die Doppelbelastung berufstätiger Eltern sehr anstrengend. Es fehlt meist an gemeinsamer Paarzeit, an gegenseitigem Respekt und liebevollen kleinen Gesten, die die Bindung zwischen den Eltern stärken. Weiterlesen ©Sibylle Lüpold |
8. Februar 2021 Die Seite kleinstadt.ch veröffentlicht tolle Artikel zu ganz unterschiedlichen Themen rund um Familien. Darunter gibt es auch regelmässig Artikel zum Thema Schlafen, so der neuste: Wie verkürzen wir das epische Abendritual? Gerade beim Schlafen geht es enorm stark um Beziehung. Warum? Weil die Müdigkeit und Dunkelheit beim Kind das Bedürfnis nach Bindung verstärken. (Ein)Schlafen ist eine sehr emotionale Sache und da Kinder noch kaum Fähigkeiten entwickelt haben, ihre Emotionen zu regulieren, werden Familienabende oftmals zu höchst emotionalen Momenten. In vielen Familien spielen sich über Monate bis Jahre hinweg allabendliche Dramen ab, denen alle Familienmitglieder (scheinbar) hilflos ausgeliefert sind. Weiterlesen ©Sibylle Lüpold |
18. September 2020 In Zusammenarbeit mit Zsuzsa Bauer und dem Still-Lexikon ist dieser neue Text entstanden: Einschlafen an der Brust: Angewohnheit oder Grundbedürfnis? Vielfach werden junge Mütter davor gewarnt, ihr Baby zum Einschlafen oder zur Beruhigung zu stillen – sie würden ihrem Baby eine schlechte Angewohnheit angewöhnen, die später nur ganz schwer abgewöhnt werden kann. Gleichzeitig erleben sie, wie effektiv ihre Babys durch Stillen beruhigt werden und wie entspannt und schnell sie dabei in den Schlaf finden. Aufgrund dieser Diskrepanz zwischen den Ratschlägen und der erlebten Realität geraten die Mütter in eine schwierige Zwickmühle. Weiterlesen ©Sibylle Lüpold |
24. Mai 2020 Corona oder Distanz – was schadet uns mehr? Wissenschaftler gehen davon aus, dass Corona unsere Gesellschaft dauerhaft verändern wird – ob im Positiven oder im Negativen wird sich zeigen. Menschen sind erstaunlich anpassungsfähige «Gewohnheitstiere» und Gewohnheiten, die wir länger als 30 Tage beibehalten, können sich verankern – eine Tatsache, die wir im besten Fall nutzen können, um ungünstiges Verhalten durch neues zu ersetzen. Weiterlesen ©Sibylle Lüpold |
7. Mai 2020 "Stillen – Kulturgeschichtliche Überlegungen zur frühen Eltern-Kind-Beziehung" von Ursula Henzinger Psychosozial-Verlag 2020 (Neuauflage) Ich war und bin heute noch stark beeindruckt von der tiefen Weisheit, die in diesem Buch verborgen ist. Ursula Henzinger schafft es, in Worte zu fassen, was Mütter – wenn auch leider vermutlich längst nicht alle – in einem bestimmten Bereich ihres Lebens, nämlich der Stillzeit, erfahren und erfühlen. Dieser Bereich entzieht sich dem Intellekt durch seine körperlich-emotionalen Aspekte – und soll sich ihm vielleicht auch entziehen. Weiterlesen ©Sibylle Lüpold |
25. März 2020 Entspannt schlafen in Zeiten von Corona Es ist eine herausfordernde Zeit, die wir als Gesellschaft gerade durchmachen. Wir reagieren alle anders auf die Veränderungen des Alltags und die aktuellen Belastungen. Weiterlesen ©Sibylle Lüpold |
25. September 2019 "Ich bereue rein gar nichts und das ist ein sehr schönes Gefühl" Ein berührendes Interview mit Jaël (Schweizer Songwriter) zu ihrem Start ins «Muttersein». ©Sibylle Lüpold |
15. August 2019 "Die neue Elternschule" von Margot Sunderland Dorling Kindersley Verlag, München 2017 Die Direktorin der Abteilung für Erziehung und Ausbildung am «Centre for Child Mental Health» in London erklärt in ihrem Bestseller die entscheidenden Erkenntnisse der Wissenschaft zur kindlichen Gehirnentwicklung auf gut verständliche Weise. 90% des Wachstums des menschlichen Gehirns findet in den ersten fünf Lebensjahren statt – nach einem Jahr ist schon fast die Hälfte aller Gehirnzellen (200 Milliarden bei Geburt) verschwunden. Weiterlesen ©Sibylle Lüpold |
28. Juli 2019 "Der Zauberkäfer" von Martin Sutoris Das liebevolle Einschlafritual für Kinder, GU Verlag 2018 Martin Sutoris ist Mentaltrainer und hat sich auf NLP und Kommunikation spezialisiert. Die Methode des «Zauberkäfers» hat er als Einschlafhilfe für seine eigenen Kinder entwickelt. Sie ist für Kinder ab drei Jahren gedacht und passt wunderbar zum Konzept von 1001kindernacht®, weil auch sie Entspannung und Geborgenheit als zentrale Aspekte des Einschlafens betrachtet. Das in vielen Familien vorherrschende allabendliche Drama ums Zu-Bett-Gehen soll durch ein friedliches und wirksames Ritual ersetzt werden. Die Kinder schlafen deswegen nicht alleine ein, das Einschlafen dauert aber kürzer und ist für alle Beteiligten angenehm. |
4. Juli 2019 "Elternschule" - der Film Am 3. Juli 2019 wurde auf ARD der umstrittene Film «Elternschule», der die Erziehungsmethoden der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen beleuchtet, ausgestrahlt. 1001kindernacht® nimmt dazu Stellung. Weiterlesen © Sibylle Lüpold |
21. Juni 2019 Müde Kinder brauchen Sicherheit und Geborgenheit Einige Kinderschlaf-Coaches vertreten die Ansicht, dass viele Eltern den richtigen Einschlafzeitpunkt ihres Kindes verpassen würden und das Einschlafen dann aufgrund der Übermüdung viel schwieriger sei. Durch die Übermüdung würde vermehrt Cortisol ausgeschüttet, was dem Kind schade. Von daher – so die Empfehlung – sei es besser, ein Kind frühzeitig alleine zum Schlafen hinzu- legen und wenn nötig kurz schreien zu lassen, als es zu spät und übermüdet in den Schlaf zu begleiten. Weiterlesen © Sibylle Lüpold |